Schlaganfall: Erste Hilfe – Jede Sekunde zählt

Etwa 16 000 Personen pro Jahr erleiden in der Schweiz einen Schlaganfall. Er ist weltweit die zweithäufigste Todesursache. Für die Betroffenen, die ihn überleben, und deren ganze Familie ist der Schlaganfall ein einschneidendes Erlebnis: Nach einem Schlaganfall ist nichts mehr wie zuvor.

Jeder Zweite, der ihn überlebt, wird zum Pflegefall. Für viele aktive Erwachsene und Erwerbstätige bedeutet es, danach ein Leben mit angezogener Handbremse zu führen. Besonders wichtig ist, dass erkannt wird, dass es ein Schlaganfall sein könnte und sofort gehandelt wird. Wie Sie bei einem Schlaganfall erste Hilfe leisten, erfahren Sie in diesem Artikel.

Vor der Ersten Hilfe: Was ist ein Schlaganfall?

Der Schlaganfall ist eine plötzliche Durchblutungsstörung im Gehirn. Er wird auch Apoplex oder Apoplexie, Gehirnschlag, Hirninsult, apoplektischer Insult oder zerebraler Insult genannt.

Schlaganfälle zeichnen sich durch eine massive Fehlfunktion des Gehirns aus, die zu einer andauernden Unterversorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen führt. Aufgrund des Sauerstoffmangels kommt es dabei bereits nach zehn bis fünfzehn Minuten zu einem Absterben von Gehirngewebe.

Wie können Sie einen Schlaganfall erkennen?

Einen Schlaganfall erkennen Sie sehr oft daran, dass der Betroffene akute Schwäche, Taubheits- und Lähmungsgefühle in einer Körperseite aufweist. So kommt es bei einigen Betroffenen zu:

  • herabhängenden Mundwinkeln oder Augenlidern
  • gelähmten Armen oder
  • eingeschlafenen Füssen
 

Auch plötzliche Sehstörungen sind häufige Schlaganfall-Symptome. Die Betroffenen berichten von:

  • Doppelbildern, die sie sehen.
  • einem verkleinerten Gesichtsfeld
  • einem verschwommenen Bild oder
  • dem gänzlichen Verlust ihrer Sehkraft
 

Sie können auch einen Schlaganfall an folgenden Anzeichen erkennen:

  • allgemeines Schwächegefühl
  • Bewusstseinsstörungen
  • Empfindungsstörungen
  • Kopfschmerzen
  • starkes Schwindelgefühl
  • Sprachstörungen
 

Die ersten Vorboten eines Schlaganfalls

Ein Hirnschlag tritt schlagartig, also plötzlich auf. Nichtsdestotrotz konnten Mediziner nachweisen, dass sich bei einem Drittel der Patienten ein Schlaganfall durch eine transitorische ischämische Attacke (TIA) ankündigt. Diese führt zu einem zeitlich begrenzten Auftritt der typischen Symptome eines Schlaganfalls. Die Betroffenen leiden dabei für ca. 24 Stunden unter Lähmungen, Sprach-, Empfindungs-, Bewusstseins- oder Sehstörungen. Im Gegensatz zu einem echten Schlaganfall verschwinden die Symptome allerdings wieder.

Jeder Schlaganfall ist ein Notfall, der einer umgehenden Behandlung bedarf. Aber wie soll man bei einem Schlaganfall reagieren? Bereits bei einem blossen Verdacht sollte sofort ein Notarzt gerufen werden. Dieser überprüft zunächst die Vitalfunktionen des Patienten. Sofern der Patient ansprechbar ist, erfragt der behandelnde Arzt die aufgetretenen Symptome. Im Krankenhaus sind Neurologen für die Behandlung von Schlaganfallpatienten zuständig.

Was tun? Schlaganfall erkennen und reagieren: Erste Hilfe leisten mit dem FAST-Test

Face (Gesicht)

Bitten Sie die Person zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab, deutet das auf eine Halbseitenlähmung hin.

Arme

Kann die Person die Arme nach vorne strecken und dabei die Handflächen nach oben drehen?

Sprache

Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Ist sie dazu nicht in der Lage oder klingt die Stimme verwaschen, liegt vermutlich eine Sprachstörung vor.

Time (Zeit)

Zögern Sie nicht, wählen Sie unverzüglich die 112 und schildern Sie die Symptome.

Erste-Hilfe-Massnahmen bei Verdacht auf Schlaganfall

Wenn Sie einen Schlaganfall erkennen, bewahren Sie zunächst Ruhe und helfen Sie dem Betroffenen Schlaganfall-Patienten mit folgenden Erste- Hilfe-Massnahmen:

  • Wählen Sie den Notruf 112. Äussern Sie Ihren Verdacht auf einen Schlaganfall.
  • Lassen Sie den Betroffenen nach Möglichkeit nicht allein. Beruhigen Sie ihn und signalisieren Sie, dass Hilfe unterwegs ist.
  • Lockern Sie beengende Kleidung.
  • Bringen Sie den Betroffenen bei Bewusstlosigkeit in die stabile Seitenlage.
  • Der Oberkörper des Betroffenen sollte bei Bewusstlosigkeit nicht erhöht werden. Eine Erhöhung des Oberkörpers ist nur bei wachen Patienten zu empfehlen.
  • Die stabile Seitenlage hält die Atemwege frei. Entfernen Sie gegebenenfalls Zahnprothesen.
  • Achten Sie auf die Atmung des Betroffenen und gegebenenfalls auf den Puls.
  • Reichen Sie keine Getränke oder Medikamente – eine Schluckstörung könnte vorliegen.
  • Bei Herz- oder Atemstillstand: Leiten Sie sofortige Wiederbelebungsmaßnahmen ein.
  • Sprechen Sie umstehende Menschen direkt an und bitten Sie um Hilfe!
  • Notieren Sie sich den Zeitpunkt, als die Symptome begannen und die Symptome selbst, dies ist wichtig für den Notarzt

 

Leider scheuen sich noch zu viele Menschen davor, den Rettungsdienst zu benachrichtigen. Stattdessen hofft man, dass die Beschwerden von alleine wieder verschwinden. Es ist eine trügerische Hoffnung, die viel Zeit kostet und bei einem Schlaganfall schlimme Folgen haben kann.

Die Risikofaktoren für einen Schlaganfall – Das können Sie tun

Ein Schlaganfall kann jeden treffen – vom Säugling bis zum Greis. Grundsätzlich ist der Schlaganfall keine reine “Alterskrankheit”. Die Wahrscheinlichkeit, einen Schlaganfall zu erleiden, steigt aber mit zunehmendem Alter.

Ursache für einen Schlaganfall können sowohl nicht beeinflussbare wie auch beeinflussbare Risikofaktoren sein. Wichtig zu wissen ist, dass sich die verschiedenen Risikofaktoren für Gefässerkrankungen wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder arterielle Verschlusskrankheit gegenseitig beeinflussen können. Im Folgendem sind Faktoren aufgeführt, die sich gut beeinflussen lassen und solche, die schwer oder gar nicht veränderbar sind.

Bluthochdruck

Zu hoher Blutdruck zählt zu den Hauptrisikofaktoren für einen Schlaganfall.

Arteriosklerose

Die Arteriosklerose ist eine Veränderung der Blutgefässe, die durch Ablagerungen von Cholesterin, Blutzellen, Bindegewebe und Kalksalzen in den Arterien, begleitet durch entzündliche Prozesse, verursacht wird. Diese Ablagerungen verändern Struktur und Eigenschaften der Gefässe. In der Folge verringert sich ihr Durchmesser und ihre Elastizität. An den verengten Stellen können sich die Gefässe direkt verstopfen oder es kommt auf Grund von angeschwemmten Gerinnseln zu einem Gefässverschluss.

Vorhofflimmern

Das Vorhofflimmern ist eine spezielle Form der Herzrhythmusstörung. Es äussert sich durch einen unregelmässigen Herzschlag und erhöht das Schlaganfall-Risiko massiv.

Diabetes mellitus

Wie beim Bluthochdruck wird die Krankheit oft erst spät entdeckt, denn viele Diabetiker haben zu Beginn ihrer Erkrankung keine Beschwerden.

Fettstoffwechselstörung

Die im Blut zirkulierenden Fette sind lebensnotwendig, denn sie erfüllen in unserem Körper zahlreiche Aufgaben. Sind die Blutfettwerte jedoch zu hoch, kann dies zu einer Verengung der Blutgefässe führen. Das Risiko für einen Schlaganfall steigt.

Übergewicht

Übergewicht, keine Erkrankung im eigenständigen Sinn, ist aber mit einem erhöhten Risiko für Folgeerkrankungen verbunden und kann das Schlaganfall-Risiko um das Zwei- bis Dreifache erhöhen.

Bewegungsmangel

Die Schreibtischarbeit, mit dem Auto zur Arbeit, langes Sitzen vor dem Computer oder Fernsehabende auf der Couch – viele von uns sitzen zu viel und bewegen sich zu wenig. Mit fatalen Folgen!

Rauchen

Vielen Studien zeigen, dass Raucher ein doppelt so hohes Erkrankungsrisiko für einen Schlaganfall haben wie Nicht-Raucher. Denn Zigarettenrauch enthält über 250 schädliche und krebserregende Stoffe.

Alkoholkonsum

Weit verbreitet ist die Meinung, dass ein Gläschen in Ehren der Herz-Kreislauf-Gesundheit nicht schaden kann. Tatsächlich haben Studien gezeigt, dass der leichte Alkoholkonsum mit einem etwas geringeren Risiko für einen Schlaganfall verbunden sein kann. Dies gilt aber nur für den Hirninfarkt, also den Schlaganfall, der durch mangelnde Durchblutung der Hirngefäße entsteht. Das Risiko für eine Hirnblutung wird jedoch mit jedem Tropfen Alkohol erhöht.

Stress

Geringe Mengen und kurzzeitiger Stress sind nicht schädlich, sondern sogar lebensnotwendig, um in bestimmten Situationen besser reagieren zu können. Chronischer Stress kann allerdings zur Gefahr werden, besonders, wenn er zu einer negativen Dauerbelastung wird.

Vererbung

Lebensalter (Das Schlaganfall-Risiko steigt mit zunehmendem Lebensalter deutlich an)

Geschlecht (Männer haben ein deutlich höheres Schlaganfall-Risiko als Frauen)

Die Rehabilitation nach einem Schlaganfall

In der Rehabilitationsklinik erwartet den Betroffenen eine multidisziplinäre Behandlung, die sich auf seine individuellen Bedürfnisse einstellt. Um die Folgen möglichst gering zu halten, sind eine intensive Rehabilitation und Nachbehandlung für alle Patienten essenziell.

Nach der Klinik: Wie geht es weiter? Leben mit Schlaganfall

Mit viel Disziplin, Durchhaltevermögen und der Unterstützung ihres Umfeldes gelingt es den meisten Schlaganfall-Patienten, wieder zu einer guten Lebensqualität zurückzufinden. Dennoch sollten Betroffene und ihre Angehörigen in Gesprächen mit den Ärzten und Therapeuten vor der Entlassung aus der Klinik eine ehrliche Einschätzung der Situation vornehmen. Dabei gilt es, Antworten auf drängende Fragen zu finden, wie zum Beispiel:

  • Welche Reha-Massnahmen sollen nach der Entlassung aus der Klinik weitergeführt werden? Was kann der Hausarzt tun, was können Angehörige und Freunde leisten?
  • Ist der Betroffene schon wieder so selbstständig, dass er in seine alte Wohnung zurückkehren kann?
  • Welcher Pflegedienst eignet sich gegebenenfalls für seine Betreuung?
  • Wie könnte die Wohnung der neuen Situation angepasst werden?
  • Welches Pflegeheim käme vorübergehend oder auf lange Sicht infrage?

Während in der Klinik Ärzte, Therapeuten und Pflegekräfte für die nötige Sicherheit gesorgt haben, ändert sich die Situation mit der Rückkehr in die eigenen vier Wände meist völlig. Die Wohnung sollte deshalb dem Betroffenen und seinen möglichen Behinderungen angepasst werden.

Es ist auch sinnvoll, sich durch eine Notrufuhr zusätzliche Sicherheit zu geben. Oft fühlen sich Menschen nach einem Schlaganfall unsicher und haben Sorge, dass es noch einmal passieren könnte. Es gibt ihnen wieder mehr Sicherheit, wenn sie wissen, dass sie mit einer Notrufuhr direkt auf Knopfdruck schnell professionelle Hilfe benachrichtigen. Es wird keine kostbare Zeit verschwendet, um das Handy zu holen und nach der richtigen Nummer zu suchen. Der Alarm, der über die Uhr ausgelöst wird, geht direkt bei der Notrufzentrale ein. Sie ist an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr besetzt. 

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