Die Schweizerinnen und Schweizer fahren gerne Zug. 2024 zählte die SBB rund 1,39 Millionen Passagiere pro Tag – ein Rekord.
Doch ist es auch ein gutes Verkehrsmittel für Seniorinnen und Senioren? Wir sind dieser Frage nachgegangen und zeigen in den folgenden Zeilen die Vor- und Nachteile des Bahnreisens für ältere Menschen auf.
Zugfahren: Diese Nachteile sehen Senioren
Kein Verkehrsmittel ist perfekt. So hat auch das Zugfahren für Senioren positive und negative Seiten. Viele Senioren sehen aber bei einer Bahnreise mehr Nachteile – zumindest, wenn es um den europäischen Raum geht. Dies ist das Resultat einer von der EU finanzierten Untersuchung aus dem Jahr 2014.
Viele ältere Menschen sind auf einer Zugfahrt mehr gestresst als entspannt. Denn gemäss der Studie sind Senioren eine sehr anspruchsvolle und selbstbestimmte Zielgruppe, die Flexibilität schätzt. Der Zug erfüllt aber diese Bedürfnisse nicht: So kritisieren Senioren vor allem Verspätungen und fehlendes Entertainment an Bord.
Gewünscht werden auch mehr Hilfe beim Transport und bei der Unterbringung von Gepäck. Auch ein gutes gastronomisches Konzept fehlt vielen und das Tarifsystem in den europäischen Zügen ist für viele Senioren intransparent. Im Weiteren sind noch die oft erwähnten Nachteile, dass Zugreisen im Vergleich zum Auto zu teuer sind oder dass die Züge zu unpünktlich, zu überfüllt und zu lärmbelästigend sind.
Im Vergleich dazu funktioniert der öffentliche Verkehr (öV) in der Schweiz relativ gut. Gemäss Studien schätzen die Befragten das Preis-Leistungsverhältnis, die Pünktlichkeit und das dichte Netz. Trotzdem fällt es vielen Senioren schwer, vom Auto auf den öV umzusteigen. Ihnen fehlt es etwa an Barrierefreiheit, sie haben Schwierigkeiten bei der Orientierung und mit der fortschreitenden Digitalisierung des Ticketverkaufs.
Vorteile: Viele Gründe sprechen für das Zugfahren
Trotzdem gibt es viele Gründe den Zug zu lieben. Man muss nicht selbst fahren, steht nicht im Stau und muss sich nicht über andere Autofahrer nerven. Dafür kann man unterwegs lesen, schlafen, essen oder ein paar Schritte gehen. Und dann diese malerischen Landschaften in der Schweiz, die Ferienstimmung aufkommen lassen. Vielleicht trifft man beim Reisen nette Passagiere, die man sonst nie kennengelernt hätte.
Bahnreisen ist sicher und gut fürs Klima
Ein grosser Pluspunkt der Zugreise ist ihr Beitrag zum Umweltschutz – daran besteht kein Zweifel. Fernzüge verursachen im Durchschnitt lediglich 32 Gramm CO₂ pro Personenkilometer und schneiden damit im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln besonders klimafreundlich ab. Auch in puncto Sicherheit hat die Bahn die Nase vorn: Gemeinsam mit dem Flugzeug zählt sie zu den sichersten Verkehrsmitteln überhaupt.
Auf längeren Reisen fahren Sie schneller
In der Ferienzeit spart man beim Zugfahren Zeit. Besonders auf Fernreisen fällt dies ins Gewicht. Ein Klassiker in der Schweiz ist die Fahrt ins Tessin. Während Autos am Gotthard warten müssen, gelangen Zugfahrende innert wenigen Stunden in die Sonnenstube.
Klar kann es beim Zug auch zu Verspätungen kommen, so wie Sie bei der Autofahrt auch in einen Stau geraten können. Gerade, wenn man umsteigen muss, kann dies zum Problem werden. Die vorgegebene Taktung ist beim Zug minimal eingestellt. Es kommt vor, dass man für das Umsteigen nur gerade mal 10 Minuten Zeit zur Verfügung hat. Viele Senioren schaffen das nicht. Deshalb sollten Sie immer eine längere Umsteigezeit einplanen. Dadurch haben Sie weniger Stress und können die Fahrt auch bei Verspätungen entspannt geniessen.
Tipp: Legen Sie eine Pause ein
Bei längeren Strecken können Sie ja auch einmal eine Pause einlegen. Bleiben Sie einfach einen Moment länger an Ihrem geplanten Zwischenstopp, trinken etwas oder suchen Sie sich ein nettes Restaurant in der Nähe des Bahnhofs und nehmen einfach einen späteren Zug für die Weiterreise.
Nutzen Sie den Gepäckservice der SBB
Wer mit dem Zug reist, muss sich keine Sorgen machen, dass das Gepäck zu schwer ist oder dass Flüssigkeiten nicht mitgeführt werden dürfen. Im Gegensatz zum Fliegen gibt es bei Bahnreisen keine solchen Einschränkungen. In vielen Zügen können zudem problemlos Velos mitgenommen werden. Alternativ lässt sich das Velo auch bequem per Kurierdienst an den Ferienort schicken – so bleibt man auch ohne Auto vor Ort mobil.
Wer nicht mit schweren Koffern reisen möchte, kann den Gepäckversand der SBB nutzen. Das Gepäck wird auf Wunsch zu Hause abgeholt und innerhalb von zwei Tagen an das gewünschte Reiseziel geliefert.
Tipp
Fragen Sie doch einfach eine mitreisende Person, ob sie beim Gepäck oder beim Finden eines Sitzplatzes behilflich sein könnte. Gerade gegenüber Seniorinnen und Senioren sind viele Menschen gerne hilfsbereit.
Auto- und Zugfahren lässt sich kombinieren
Auto fahren bedeutet auch im Alter mobil zu sein. Wenn Sie auf das Auto am Ferienort nicht verzichten können, ist ein Mietwagen oder der Autozug eine Möglichkeit. Der transportiert Sie und Ihr Auto im Schlafwagen-Abteil über Nacht an Ihr Wunschziel, was sich vor allem für weitere Strecken ins Ausland lohnt. Am nächsten Tag können Sie dann ganz entspannt weiterreisen.
Reisen trotz Einschränkungen
Barrierefreiheit spielt eine bedeutende Rolle für ältere Menschen und ermöglicht ihnen eine bequeme und stressfreie Mobilität. Bahnhöfe, die barrierefrei gestaltet sind, bieten eine Vielzahl von Annehmlichkeiten, die den Zugang für ältere Menschen erleichtern und somit deren Reiseerfahrung positiv beeinflussen.
Rampen und Aufzüge sind wichtige Elemente der Barrierefreiheit an Bahnhöfen. Sie ermöglichen es älteren Menschen, ohne Schwierigkeiten zwischen verschiedenen Ebenen des Bahnhofs zu gelangen. Stufen und Treppen können für ältere Menschen oft eine Hürde darstellen, aber durch Rampen und Aufzüge wird dieser Aspekt der Mobilität deutlich verbessert. Ältere Menschen, die Gehhilfen oder Rollatoren verwenden, profitieren besonders von barrierefreien Zugängen, da sie ohne Hindernisse zwischen den Bahnsteigen und Zügen navigieren können.
Neben der physischen Barrierefreiheit ist auch die sprachliche Barrierefreiheit von grosser Bedeutung. In vielen modernen Bahnhöfen werden Ansagen und Informationen auch in Schriftform angezeigt. Dies erleichtert älteren Menschen, die möglicherweise Hör- oder Sehschwierigkeiten haben, die Orientierung und sorgt dafür, dass sie keine wichtigen Informationen verpassen.
Noch mehr Argumente für das Bahnfahren
Die Auswahl an Reisezielen ist beeindruckend – und mit dem Zug erreichen Sie viele davon bequem und zuverlässig. Die Bahnverbindungen in der Schweiz und ganz Europa sind hervorragend ausgebaut. Regelmässige Fahrpläne und zahlreiche Haltestellen ermöglichen es Ihnen, viele Orte unkompliziert zu erreichen. Moderne Hochgeschwindigkeitszüge wie der ICE, TGV, Thalys oder Eurostar bringen Sie mit bis zu 330 km/h schnell und komfortabel ans Ziel – ganz ohne lange Warteschlangen, wie man sie von Flughäfen kennt.
Auch der Komfort an Bord überzeugt: Zugreisen bieten mehr Platz und bequemere Sitze als Flugzeuge. Wenn Sie sich zwischendurch die Beine vertreten möchten, können Sie jederzeit aufstehen und sich frei im Zug bewegen.
Ein weiterer Vorteil: Sie kommen direkt im Stadtzentrum an. Die meisten Bahnhöfe liegen sehr zentral und sind gerade für ältere Reisende gut erreichbar. Sobald Sie den Zug verlassen, können Sie direkt Ihre Stadtbesichtigung starten oder ins nahegelegene Hotel einchecken. Im Gegensatz dazu erfordert eine Flugreise oft einen langen Transfer vom Flughafen in die Innenstadt – meist teuer und zeitaufwändig.
Essen nicht vergessen
Viele Senioren kritisieren bei Bahnreisen das gastronomische Konzept im Zug. Dabei können Sie im Zug nicht nur ihre eigenen Getränke und Esswaren mitnehmen, sie können diese auch während der Fahrt verzehren. Während einer Autofahrt müssen Sie hingegen eine Pause einlegen, wenn Sie Hunger haben.
Viele Airlines bieten kein Essen bei Flügen mehr an und Getränke können nicht mitgenommen werden. Auf einer Zugfahrt ist dies hingegen kein Problem.
Möchten Sie dennoch etwas Warmes essen, so gehen Sie einfach in den Speisewagen. Das Angebot in heimischen und internationalen Zügen ist meistens gut. So können Sie auch, ohne etwas mitgenommen zu haben, den kleinen Hunger stillen.
Ein Überblick über die Vor- und Nachteile
Nachteile:
- Verspätungen
- Oft überfüllt und alle Sitzplätze sind besetzt
- Häufig teuer, wenn man nicht frühzeitig bucht
- Stress am Bahnhof und beim Umsteigen
- Hoher Lärmpegel
Vorteile:
- Man kann während der Fahrt alles Mögliche machen
- Klimafreundlicher als Fliegen oder Autofahren
- Kein Stau und Stress beim Fahren
- Man muss sich nicht auf den Verkehr konzentrieren
- Sicherer als Autofahren
- Längere Strecken können schneller zurückgelegt werden
- In der Schweiz sind die Züge vergleichsweise pünktlich und gut ausgestattet.
Wenn Sie nicht zu den bekannten Stosszeiten fahren, längere Zwischenstopps beim Umsteigen mit einplanen und rechtzeitig buchen oder ein Sparbillett nutzen, bietet eine Bahnreise für Senioren nur Vorteile. Ausserdem ist es bequem, vor allem, wenn man sein Gepäck transportieren lässt.
Dazu tun Sie etwas für die Umwelt und kommen gleichzeitig mit der Bahn viel schneller und entspannter an. Für die Entspannung müssen Sie jedoch auch selbst was tun. Insbesondere, wenn Sie ins Ausland fahren, sollten Sie sich einen Sitzplatz reservieren oder die erste Klasse nutzen.
Nehmen Sie genug Essen und Trinken mit. Geniessen Sie die Fahrt, und sollte der Zug Verspätung haben – macht nichts! Der Weg ist das Ziel und auf einer Reise können Sie so viel erleben. Es gibt so viele schöne Dinge, die man während einer Zugfahrt machen kann.
Die schönsten Zugstrecken der Schweiz
Die Schweiz ist bekannt für ihre atemberaubende Landschaft und spektakulären Zugstrecken, die Reisende durch malerische Berglandschaften, grüne Täler und entlang von idyllischen Seen führen. Hier sind einige der schönsten Zugstrecken der Schweiz:
Glacier Express
Der Glacier Express ist eine der bekanntesten Zugstrecken der Welt und führt von Zermatt nach St. Moritz. Die Strecke durchquert die Alpen und bietet atemberaubende Ausblicke auf majestätische Gipfel, Gletscher und tiefe Schluchten.
Bernina Express
Die Bernina Express Strecke verbindet Chur in der Schweiz mit Tirano in Italien. Die Reise führt durch die spektakuläre Landschaft des Bernina-Massivs und bietet Panoramablicke auf Gletscher, Seen und uralte Gletschermoränen.
GoldenPass Line
Die GoldenPass Line verbindet Montreux am Genfersee mit Luzern und führt durch die Schweizer Voralpen. Die Strecke bietet herrliche Ausblicke auf die schneebedeckten Gipfel der Schweizer Alpen und führt durch charmante Bergdörfer.
Gotthard Panorama Express
Diese Strecke kombiniert eine Schifffahrt auf dem Vierwaldstättersee mit einer Zugfahrt durch den Gotthardtunnel. Die Reise führt durch eine beeindruckende Berglandschaft und bietet spektakuläre Ausblicke auf die umliegenden Berge und Seen.
Lötschberg Panorama Express
Diese Strecke führt von Bern nach Brig und bietet Panoramablicke auf das Berner Oberland und das Lötschental. Die Reise führt durch Tunnel und über Brücken, die spektakuläre Ausblicke auf die umliegende Landschaft bieten.
Rhätische Bahn Albula / Bernina
Diese Strecke gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und führt durch die spektakulären Albulatunnel und über den berühmten Landwasserviadukt. Die Reise führt durch enge Täler und über hohe Brücken und bietet unvergessliche Ausblicke auf die Bündner Alpen.
Jungfraubahn
Die Jungfraubahn ist die höchste Zahnradbahn Europas und führt von der Kleinen Scheidegg zum Jungfraujoch, dem „Top of Europe“. Die Strecke führt durch eisbedeckte Gipfel und bietet spektakuläre Ausblicke auf den Aletschgletscher.