Was ist Demenz?
Die Demenz gehört zu den häufigsten psychischen Krankheiten. Rund 55 Millionen Menschen weltweit leiden darunter. Nicht nur Hochbetagte, sondern auch einige Menschen ab 50 Jahren sind betroffen. Deshalb ist es wichtig, dass die Krankheit früh erkannt wird.
Bei Demenz treten nach allgemeiner Definition verschiedene Symptome gleichzeitig auf: Dazu gehören etwa Vergesslichkeit, Orientierungslosigkeit oder Sprachstörungen. Es gibt verschiedene Formen von Demenz: Zwei Drittel der Erkrankten haben eine Alzheimer-Demenz. Weiter gibt es die vaskuläre Demenz, die Lewy-Körperchen-Demenz sowie Mischformen.
Was sind bei einer Demenz die ersten Anzeichen?
Sind Gedächtnisstörungen und Vergesslichkeit im Alter bereits erste Anzeichen einer Demenz? Solche Fragen stellen sich wohl viele. Das Krankheitsbild der Demenz ist nicht eindeutig, sondern fasst bestimmte Symptome zusammen. Eine Demenz fängt schleichend an. Die folgenden Anzeichen deuten auf eine Demenz im frühen Stadium hin:
Vergesslichkeit
Das klassische Anzeichen von Demenz, welches auch sehr früh in der Erkrankung auftritt, ist die Vergesslichkeit. Doch müssen Sie keine Bedenken haben, wenn Ihr Angehöriger einmal seinen Schlüssel liegengelassen hat.
Wirkt sich seine Vergesslichkeit aber deutlich auf den Tagesablauf aus, könnte dies ein erstes Anzeichen einer Demenz sein. Demenzkranke vergessen ganze Begebenheiten und gewohnte Abläufe – zum Beispiel Kaffee kochen, Wäsche waschen oder Schnürsenkel binden. Sie können sich schlechter als früher konzentrieren, können ihren Tagesablauf nicht mehr in gewohnter Weise organisieren und finden sich häufig auch in gewohnter Umgebung nicht mehr zurecht.
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Zeitliche Verwirrung
Demenzkranke sind oft zeitlich verwirrt. Der Verlust des abstrakten Denkens führt dazu, dass das Zeitgefühl verloren geht und Tageszeiten nicht mehr richtig gedeutet werden können. So halten die Betroffenen etwa das Frühstück für das Abendessen oder verpassen wichtige Verabredungen.
Verlorene, falsch abgelegte Gegenstände
Spätestens, wenn Sie schon Ihre fünfte EC-Karte beantragen müssen, ist Vorsicht geboten. Jeder verlegt ab und zu seinen Schlüssel oder sucht vergeblich nach der Brille. Wenn sich jedoch der Schuhlöffel im Marmeladenglas oder die Uhr in der Mikrowelle wiederfindet, spricht man nicht mehr von normaler Vergesslichkeit.
Die Urteilsfähigkeit ist beeinträchtigt
Die ersten auffälligen Schwierigkeiten treten oft bei komplexen Tätigkeiten wie Bankgeschäften auf. Doch auch scheinbar einfache Handlungen, zum Beispiel die passende Kleiderwahl für das Wetter, bereiten Betroffenen zunehmend Probleme. Wenn im Winter nur eine dünne Bluse getragen wird oder an heissen Sommertagen Stiefel und Schal, kann dies ein Hinweis darauf sein, dass die geistige Leistungsfähigkeit nachlässt.
Veränderte Persönlichkeit oder Depressionen
Bei Demenz verändert sich die Persönlichkeit häufig stark. Zwar werden Menschen im Alter oft wählerischer oder empfindlicher. Kippt jedoch die Persönlichkeit auffallend und bisher friedliche Menschen sind immer leichter reizbar bis streitsüchtig, sollten die Ursachen abgeklärt werden. Viele Betroffene werden unsicher, fühlen sich nicht mehr wohl oder verhalten sich gegensätzlich.
Menschen mit Demenz leiden häufig unter starker Müdigkeit. Auch werden sie plötzlich ängstlich oder weinerlich. Eine unerklärbare Unruhe ist ein weiteres Anzeichen von Demenz.
Hellhörig werden sollten Sie auch, wenn Ihr Angehöriger unter einer Depressionen leidet. Die Depression kann bereits Teil der Demenzerkrankung sein oder vielleicht auch eine Vorstufe, in deren Verlauf kognitive Fähigkeiten verloren gehen, um dann in eine Demenz zu münden.
Lustlose und freudlose Verhaltensweisen
Menschen mit Demenz verlieren häufig das Interesse an ihren Hobbys, schaffen es nicht mehr, Aufgaben zu Ende zu führen, und zeigen bei allen Aktivitäten kaum noch Freude. Auch vernachlässigen sie ihre Freundschaften und ihre sozialen Kontakte. Häufig wird dieses Verhalten fälschlicherweise als „depressive Verstimmung“ interpretiert, obwohl es ein frühes Anzeichen der Alzheimerdemenz sein kann.
Verlust des Geruchs- und Geschmacksinns
Wer plötzlich seinen Geruchs- und Geschmacksinn verliert (beides ist aneinander gekoppelt), sollte die Auslöser abklären lassen. Demenz und vor allem Morbus Parkinson gehen oft mit dem Verlust des Riechens einher.
Halluzinationen und Wahnvorstellungen
Dieses Symptom kann sich im Verlauf der Erkrankung verstärken. Zu Beginn sind es eher Bilder aus der Vergangenheit, die sich mit dem aktuellen Geschehen mischen und man glaubt zum Beispiel, in der Pflegerin die eigene Mutter zu erkennen. Wahnvorstellungen können beispielsweise sein: Der Pöstler unterschlägt wichtige Briefe oder die Nachbarn verärgern den Betroffenen mit Absicht. Wichtig ist: nicht ignorieren, sondern ernst nehmen!
Unruhe und Nervosität
Eine bereits fortgeschrittene demenzielle Erkrankung äussert sich oft in ständiger Unruhe und Rastlosigkeit. Klassischerweise kann sich eine Demenz bei Ihrem Angehörigen in nervösen, rastlosen und zunehmend auch misstrauischem Verhalten äussern. Parallel zu dieser Rastlosigkeit verschlechtert sich zunehmend auch das Zeitgefühl der Betroffenen.
Sprachstörungen
Fast jeder kennt das Gefühl, wenn einem ein Wort auf der Zunge liegt. Menschen mit Demenz erleben dies jedoch zunehmend bei den einfachsten Begriffen. Sie greifen oft zu unpassenden Füllwörtern, ihre Sätze werden kürzer, und manchmal entstehen eigene Wortkreationen – etwa „Kühlkasten“ oder „Gefrierdings“ für Kühlschrank. Schwierigkeiten beim Sprechen oder beim Verstehen von Gesprächen können ebenfalls auf einen schleichenden Gedächtnisverlust hinweisen.
Orientierungslosigkeit
Ihr Angehöriger findet sich auf einmal nicht mehr in der gewohnten Umgebung zurecht und ist überrascht, wenn Sie zur vereinbarten Zeit erscheinen. Oder er vergisst gehäuft, welcher Tag genau ist bzw. stellt immer wieder gewohnte Verabredungen infrage. Er könnte sogar in seiner eigenen Strasse stehen und nicht mehr wissen, wo er ist. Räumliche und zeitliche Desorientierung sind ein Merkmal für Demenz im Frühstadium.
Wie kann ich Demenz vorbeugen? Acht Massnahmen
Demenz ist eine schreckliche Krankheit. Die gute Nachricht ist: Jeder kann ihr vorbeugen und sein Risiko durch eine gesunde Lebensweise deutlich reduzieren. Unsere acht Präventionstipps stellen die wichtigsten Eckpunkte der WHO-Leitlinien vor.
1. Achten Sie auf eine gesunde Ernährung
Eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung spielt eine zentrale Rolle, um Demenz und Alzheimer vorzubeugen. Sie trägt wesentlich dazu bei, die geistige Leistungsfähigkeit möglichst lange zu erhalten – nicht zuletzt, weil sie Erkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck vorbeugen kann, die das Demenzrisiko erhöhen. Besonders eine mediterran geprägte Ernährungsweise wirkt sich positiv aus. Auf dem Teller sollten deshalb reichlich Gemüse, Früchte, Vollkornprodukte, Kartoffeln, Reis, hochwertige Pflanzenöle und Fisch Platz finden.
Wichtige Empfehlungen im Überblick:
- Verzichten Sie möglichst auf Fertigprodukte, übermässige Mengen Salz, zuckerhaltige Lebensmittel und fettreiche Milchprodukte.
- Ungesättigte Fettsäuren helfen, den Cholesterinspiegel zu senken, was das Risiko für Gefässverkalkungen im Gehirn reduziert.
- Setzen Sie auf viel Gemüse und Früchte, Olivenöl sowie Nüsse. Gleichzeitig lohnt es sich, den Verzehr von rotem Fleisch einzuschränken. Bei Fisch sind Sorten wie Lachs, Makrele oder Kabeljau empfehlenswert, da sie reich an Omega-3-Fettsäuren sind.
- Behalten Sie Ihr Gewicht im Auge: Übergewicht gilt als bekannter Risikofaktor für Alzheimer. Achten Sie deshalb darauf, Ihr Normalgewicht zu halten.
2. Bewegung ist auch gut fürs Gehirn
Regelmässige Bewegung zählt neben der Ernährung zu den wirksamsten Strategien, um einer Demenz vorzubeugen. Sie stärkt nicht nur den Körper, sondern unterstützt auch die geistige Fitness. Körperliche Aktivität wie Spazieren oder Nordig Walking beeinflusst die Gehirnstruktur direkt, indem sie unter anderem die Ausschüttung des Wachstumsfaktors BDNF fördert. Dieser ermöglicht die Neubildung und Vernetzung von Nervenzellen.
Darüber hinaus hilft Bewegung, weitere Risikofaktoren für Demenz wie Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht oder Stress zu reduzieren. Fachleute raten zu mindestens 150 Minuten moderater Aktivität pro Woche – etwa Spazieren, Wandern oder Nordic Walking – oder alternativ zu 75 Minuten Sport mit höherer Intensität wie Schwimmen, Laufen oder Radfahren. Personen mit eingeschränkter Mobilität profitieren, wenn sie an mindestens drei Tagen pro Woche spezielle Übungen einbauen. Empfohlen werden dabei sowohl Ausdauer- als auch Krafttraining.
3. Rauchen schädigt das Gehirn
Dass Rauchen Herz und Lunge schädigt, ist längst allgemein bekannt. Weniger verbreitet ist jedoch die Tatsache, dass auch das Gehirn darunter leidet. Durch die Belastung der Lunge und die Verengung der Blutgefässe gelangt weniger Sauerstoff ins Gehirn. In der Folge können Nervenzellen und mitunter ganze Zellverbände absterben.
Rauchen gilt deshalb als bedeutender Risikofaktor für Demenz und Alzheimer. Verschiedene Studien der WHO bestätigen diesen Zusammenhang. Wer auf Tabakkonsum verzichtet, leistet somit einen wichtigen Beitrag, um die geistige Leistungsfähigkeit bis ins Alter zu bewahren.
4. Trinken Sie wenig oder keinen Alkohol
Nicht nur Rauchen, sondern auch Alkohol ist ein Risikofaktor für Demenz. Gemäss einer Studie aus Frankreich verdreifacht regelmässiger Alkoholkonsum das Risiko für den geistigen Verfall. Vorwiegend kommt es indirekt zu Hirnschäden: Wenn die Leber irgendwann als Entgiftungsorgan versagt, gelangt unter anderem Ammoniak in die Blutbahn und schädigt die Nervenzellen. Trinken Sie also wenig oder gar keinen Alkohol.
5. Soziale Kontakte bringen Ihr Gehirn in Schwung
Es ist wichtig Zeit mit Freunden, Bekannten oder Angehörigen zu verbringen oder gemeinsam etwas zu unternehmen. Soziale Aktivitäten aktivieren das Sprachvermögen, das Kurzzeitgedächtnis, die Sinne und das Gefühlszentrum. Pflegen Sie also Ihre sozialen Kontakte, bleiben Sie unternehmenslustig, neugierig und aktiv.
6. Bluthochdruck kann das Demenzrisiko verfünffachen
Ein zentraler Aspekt in der Demenzprävention betrifft die Durchblutung des Gehirns. Untersuchungen zeigen, dass insbesondere Bluthochdruck (Hypertonie) im mittleren Lebensalter einen erheblichen Einfluss auf das spätere Demenzrisiko hat. Deshalb ist es wichtig, den Blutdruck regelmässig zu kontrollieren und erhöhte Werte rechtzeitig medizinisch behandeln zu lassen.
Bleiben die Werte dauerhaft über den empfohlenen Grenzen, können die Hirnarterien Schaden nehmen. Dies begünstigt stille Hirninfarkte und erhöht die Wahrscheinlichkeit für kognitive Beeinträchtigungen. Studien weisen darauf hin, dass Menschen mit Bluthochdruck ein zwei- bis fünffach höheres Risiko haben, im Laufe ihres Lebens an einer Demenz zu erkranken.
7. Behandeln Sie Ihre Hörprobleme
Im Alter verschlechtert sich oft das Gehör. Trotzdem zögern viele, sich ein Hörgerät zu tragen. Dies ist jedoch keine gute Entscheidung. Denn wenn das Gehirn zu wenig akustische Reize bekommt, wird es unterfordert. Das Demenzrisiko verdoppelt sich bei schwerhörigen Menschen, die auf eine Hörhilfe verzichten.
8. Gehirnjogging reduziert das Demenzrisiko
Um das Gehirn fit zu halten, ist regelmäßige geistige Aktivität entscheidend. Forschungen zeigen, dass Menschen, die ihr Gehirn aktiv fordern, seltener an Demenz erkranken. Ähnlich wie ein Muskel braucht auch das Gehirn Training. Ob Musizieren, Tanzen oder Puzzeln – alles, was Neugierde und Denkvermögen anregt, ist hilfreich. Auch Lesen, Schreiben, Brett- und Kartenspiele, Gruppengespräche oder das Erlernen einer neuen Sprache fördern die Bildung neuer Verbindungen zwischen den Nervenzellen und können so das Risiko für Demenzerkrankungen verringern.